Die DGL GmbH & Co. KG (kurz DGL - Deutsche Getränke Logistik) ist ein im Jahr 2019 gegründetes Joint Venture der Radeberger Gruppe KG und der Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co. KG.

Unter dem gemeinsamen Dach bündelt die DGL-Unternehmensgruppe ihre Kräfte und schafft damit ganzheitliche 360-Grad-Lösungskonzepte rund um die Voll- und Leergutlogistik mit regionalen Schwerpunkten in Berlin/Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Schleswig-Holstein.

Als zukunftsorientierter, leistungsfähiger und produktneutraler Streckenlogistiker bietet die DGL ihren Kunden und Partnern eine umfassende Produkt- und Dienstleistungspalette und ist damit die ideale Plattform für eine moderne Logistik.

Ausgangspunkt aller Leistungen der DGL sind die stark in den Regionen verwurzelten Gesellschaften. Zu ihren Geschäftsfeldern gehören der Handel, die Gastronomie, der Getränkefachgroßhandel sowie Speditions- und Logistikdienstleistungen.

Ein Unternehmen der DGL Gruppe

04. November 2022

„Man muss seine Weinberge kennen und verstehen“

Markus Sinß vom Weingut Sinß im Gespräch

Seit über 200 Jahren widmet sich die Familie Sinß dem Weinbau und produziert mit viel Liebe und Hingabe frische und filigrane Weine, vor allem Riesling sowie weiße und rote Burgunder. Ihre Anbauflächen liegen etwas abseits in Windesheim an der unteren Nahe, geschützt durch die Hänge des Hunsrück. Nichtsdestotrotz spürt auch das Weingut Sinß die sich verändernden, klimatischen Bedingungen. Im Gespräch erklärt Markus Sinß, wie das Weingut damit umgeht, welche Vorteile der biologische Anbau hat und wie sich der lange, heiße Sommer auf den Jahrgang 2022 auswirkt.

Ihre Weine sind seit 2019 biozertifiziert. Was waren für Sie die Gründe, auf biologischen Anbau umzustellen?
Da gab es verschiedene Gründe. Zum einen arbeiten wir schon lange auf eine nachhaltige Weise, weil es uns wichtig ist. Zum anderen sind es Qualitätsgründe. Wir machen im Weinberg viel Handarbeit, was im biologischen Anbau noch einmal notwendiger ist als im konventionellen Anbau. Wir haben uns dann entschieden, den Schritt der Umstellung zu gehen und arbeiten seitdem noch mehr mit der Hand und Hand in Hand mit der Natur. Dadurch haben wir die Qualität der Weine weiter gesteigert.

Wie hat sich der Anbau durch die Umstellung noch verändert?
Ein Hauptpunkt ist die Bearbeitung im Unterstockbereich. Beikräuter, Unkraut, das alles wird mittlerweile mechanisch bearbeitet. Die Erde wird umgeworfen und der Bewuchs dadurch zurückgehalten. Da muss man sehr vorausschauend handeln, denn wenn es zu nass oder zu trocken ist, ist eine Bearbeitung nicht mehr oder nur sehr schwierig möglich. Wie würden Sie Ihre Lagen und Ihre natürlichen Bedingungen beschreiben?

Unsere Weinberge liegen alle um Windesheim herum, wir finden aber sehr unterschiedliche Bodenarten vor, darunter roten Sandstein. Das ist ein relativ karger Boden mit einer dünnen Bodenauflage auf dem Fels. Dort ist die Wasserversorgung jedoch kein Problem, weil der Fels recht porös ist und die Reben tiefe Wurzeln bilden. Auf dem Sonnenmorgen haben wir verwitterten Schiefer, da ist es mit der Wasserversorgung in einigen Bereichen schon schwieriger. Das größte Problem haben wir jedoch dort, wo Sand und Kiesel sind, da diese das Wasser auf Dauer nicht so gut speichern.

In Windesheim produziert das Weingut Sinß
seine hervorragenden Weine
Foto: © Weingut Sinß

Welche Möglichkeiten haben Sie, darauf zu reagieren?
Einiges hängt von der Begrünung im Weinberg ab. Eine Gasse ist mit Gras eingesät, um die Befahrbarkeit sicher zu stellen. Dort wird das Gras kurz gehalten, damit es weniger Wasser verbraucht. Die anderen Reihen werden entweder offen gehalten oder wir säen eine Begrünung unter anderem zur Humusbildung und Gründüngung ein. Die Begrünung kann man abwalzen, um den Wasserbedarf dieser Pflanzen zu mindern. Über das Abwalzen bekommen wir zudem eine Bodenabdeckung, die die Verdunstung reduziert. Eine weitere Möglichkeit ist, die Laubwand der Weinreben kürzer zu halten. Künstlich bewässern wir gar nicht, da wir in einem Wasserschutzgebiet liegen.

Spüren Sie noch andere Auswirkungen des Klimawandels, zum Beispiel eine kürzere Reifezeit?
Das merken wir absolut. 2018 bis 2020 waren ja auch schon drei wirklich trockene und warme Jahre, und 2022 noch einmal mehr. Wir merken, dass die Reife schneller voranschreitet. Schon der Austrieb im Frühjahr war relativ frühzeitig, übers Jahr geht alles etwas schneller. Wir werden in diesem Jahr Mitte September mit der Ernte anfangen, also zwei Wochen früher als im langjährigen Mittel. 2018 hat uns das fast noch überrascht, aber mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt (lacht). Die Weinlese findet auch in einer kürzeren Zeit statt. Früher haben wir etwa vier Wochen gebraucht, aber da jetzt vieles gleichzeitig reif ist, wird die Weinlese wahrscheinlich nur drei Wochen dauern. Generell reift der Riesling ja später als die Burgundersorten, aber auch hier rückt alles etwas näher zusammen.

Wie wirkt sich das Wetter auf den aktuellen Jahrgang aus?
Die warmen, trockeneren Jahre sind ja eher die guten Weinjahre, und das zeichnet sich auch jetzt ab. Die Trauben sind alle sehr gesund und werden auch eine hohe Reife erreichen. Mit der Trockenheit war es diesmal noch extremer als in den vergangenen Jahren. Die älteren Reben halten das gut aus, weil sie so tiefe Wurzeln haben, aber die jüngeren Reben leiden unter Trockenstress. Hier mussten wir teilweise 30 bis 50 Prozent der Trauben wegschneiden, um die Rebstöcke zu entlasten. Aber insgesamt deuten die Zeichen auf einen qualitativ sehr guten Jahrgang hin.

Einige Winzer argumentieren, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung es einfacher macht, auf sich verändernde klimatische Bedingungen einzugehen, weil man eine engere Beziehung zu den Reben hat. Wie sehen Sie das?
Dem kann ich absolut zustimmen. Was durch den biologischen Anbau unterstützt wird, und was wir auch schon vorher gemacht haben, ist, dass wir uns viele, viele Gedanken um die Weinberge machen. Man muss seine Weinberge wirklich kennen und verstehen, jeder ist anders und will dementsprechend umsorgt werden. Wir sind sehr oft draußen und schauen, wie es aussieht, wie die Reben sich entwickeln. Durch die vielen Handarbeiten sehen wir die Weinberge und lernen sie wirklich gut kennen. Somit wissen wir dann auch, welcher Weinberg was macht und will. Dadurch hat man auch mehr Möglichkeiten zu reagieren, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

TITELFOTO: © Weingut Sinß | BILDLEGENDE: Markus Sinß (2.v.r.) betreibt das Weingut Sinß gemeinsam mit seinem Bruder Johannes und ihren Eltern.