Die DGL GmbH & Co. KG (kurz DGL - Deutsche Getränke Logistik) ist ein im Jahr 2019 gegründetes Joint Venture der Radeberger Gruppe KG und der Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co. KG.

Unter dem gemeinsamen Dach bündelt die DGL-Unternehmensgruppe ihre Kräfte und schafft damit ganzheitliche 360-Grad-Lösungskonzepte rund um die Voll- und Leergutlogistik mit regionalen Schwerpunkten in Berlin/Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Schleswig-Holstein.

Als zukunftsorientierter, leistungsfähiger und produktneutraler Streckenlogistiker bietet die DGL ihren Kunden und Partnern eine umfassende Produkt- und Dienstleistungspalette und ist damit die ideale Plattform für eine moderne Logistik.

Ausgangspunkt aller Leistungen der DGL sind die stark in den Regionen verwurzelten Gesellschaften. Zu ihren Geschäftsfeldern gehören der Handel, die Gastronomie, der Getränkefachgroßhandel sowie Speditions- und Logistikdienstleistungen.

Ein Unternehmen der DGL Gruppe

27. Oktober 2022

Fokus - Wettlauf gegen die Zeit

Wie der Klimawandel den Weinbau verändert

Eine Nachricht machte Mitte August Schlagzeilen: Der Pegelstand in Emmerich am Niederrhein fiel erstmals unter die Nullmarke. Überhaupt war der Sommer 2022 heißer, sonniger und vor allem viel trockener als im Durchschnitt. Der Klimawandel ist in Europa angekommen und wirkt sich auch auf den Weinbau aus. Während sich die neuen klimatischen Bedingungen auf den deutschen Wein mittelfristig eher positiv auswirken, befürchten andere europäische Regionen, den Wein-Zenit bald überschritten zu haben – und versuchen, gegenzusteuern.

Dem europäischen Wein geht’s doch gar nicht so schlecht, könnte man meinen. Beispiel Portwein: Taylor’s, eine der größten und ältesten Portweinkellereien, erklärte von 2016 bis 2018 drei aufeinanderfolgende Jahrgänge als Vintage – zum ersten Mal in ihrer über 300-jährigen Geschichte. Diese erstklassigen Jahrgänge, die es sonst nur etwa dreimal pro Dekade gab, treten immer häufiger auf. In Deutschland mag sich manch einer gerne an den Hitzesommer 2018 erinnern und den daraus resultierenden, erstklassigen Riesling. Der Jahrgang 2022 verspricht ebenfalls ein sehr guter zu werden, auch wenn viele Winzer mit Trockenstress zu kämpfen hatten.

Starke Trockenheit macht den Winzern gerade in wärmeren Breitengraden zu schaffen.
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Die Erde brennt

Ganz anders sieht die Situation in Kalifornien aus: Seit Jahren werden der US-Bundestaat und seine Weinanbaugebiete immer wieder von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Wenn es nicht das Feuer ist, das die Ernte zerstört, dann ist es der Rauch: „Smoke taint“ nennen die Winzer das ungewollte Raucharoma in Trauben, dass diese praktisch wertlos macht. 2020 ließen kalifornische Winzer ganze acht Prozent der Trauben einfach verrotten, da sich die Lese der verräucherten Früchte nicht lohnte. In Südaustralien ist das Ausmaß der Buschfeuer in der Regel nicht ganz so groß, dafür erleiden jedes Jahr bis zu 15 Prozent der Trauben Sonnenbrand aufgrund der großen Hitze und der starken Sonneneinstrahlung.

Eine vermehrte Sonneneinstrahlung trägt zu einem höheren Alkoholgehalt in Weinen bei.
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Das Terroir ist einer der wesentlichen Faktoren im Weinbau. Doch was bedeutet es, wenn durch die sich erhitzende Atmosphäre das etablierte Zusammenspiel von Klima und Boden aus den Fugen gerät – ganz besonders für Regionen, die fest mit bestimmten Rebsorten verbunden sind? Eine Studie der Universitäten von Alcalá in Spanien und British Columbia in Kanada aus dem Jahr 2019 zeichnete ein wenig erfreuliches Bild. Bei einer Erderwärmung von zwei Grad Celsius würden 56 Prozent der aktuellen Weinbaugebiete verloren gehen, bei einer Erwärmung von vier Grad wäre es sogar 85 Prozent. In letzterem Fall dürften Weine aus Italien oder Spanien eine absolute Rarität werden. Passt man die Rebsorten an die sich wandelnden Bedingungen an und nutzt vor allem hitzeresistentere Reben, schrumpft die Zahl der Anbaugebiete „nur“ um 24 Prozent bei zwei Grad und um 58 Prozent bei vier Grad Erwärmung.

Die Region Bordeaux, eines der größten und berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt (siehe auch S. 86), befasst sich schon seit längerer Zeit mit der Thematik. Aktuell profitieren die Weine zwar von den höheren Temperaturen, doch bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur von ein oder zwei Grad wird dies wahrscheinlich ganz anders aussehen. Die Folgen der Erderwärmung sind im Bordelais schon heute zu spüren. So ist beispielsweise der Reifezyklus der Trauben verkürzt und die Lese findet heute im Schnitt 20 Tage früher statt als noch vor dreißig Jahren. Effekte lassen sich auch im Languedoc messen: So ist der Alkoholgehalt der Weine in den letzten dreißig Jahren von 11 Prozent auf 14 bis 15 Prozent gestiegen, da sich aufgrund von Wärme und Sonneneinstrahlung mehr Zucker in den Trauben bildet, der während der Gärung zu Alkohol wird – und das zu einer Zeit, in der Verbraucher eher leichte, weniger alkoholhaltige Weine bevorzugen.

Neue Reben braucht das Land

In Bordeaux versucht man schon heute, durch verschiedene Techniken die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. So findet der Rebschnitt später statt und es werden weniger Blätter entfernt, damit die Rebe besser vor der Sonne geschützt ist. Auch neue Lagen, etwa in größerer Höhe, werden in Betracht gezogen. Langfristige Lösungen sind dies jedoch nicht, weshalb der Weinverband Bordeaux (CIVB) 2021 nach einem zehnjährigen Feldversuch vier neue Rot- und drei neue Weißweinsorten für den Anbau zuließ, damit der typische Charakter der Bordeauxweine nicht verloren geht. Die neuen Weinsorten, darunter die portugiesische Rebe Touriga Nacional, sind resistenter gegen Hitze und Trockenstress und generell weniger anfällig für Schädlinge. Die neuen Sorten dürfen aktuell jedoch maximal zehn Prozent eines Cuvées ausmachen und auch nicht auf dem Etikett genannt werden. Daneben erlebt Petit Verdot – eine zugelassene, aber selten genutzte Rebsorte – ein Comeback, da sie später reift als der allgegenwärtige Merlot.

Die englischen Weinbaugebiete wie hier in Devon
könnten in Zukunftdeutlich bekannter werden
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Deutschland steht aktuell ganz gut dar, die Weine könnten sich sogar noch verbessern. Beim Riesling war eine Qualitätssteigung in den letzten 20, 30 Jahren spürbar, die Zeiten, als die Trauben im Schnee gelesen wurden, sind lange vorbei. Die Hochschule Geisenheim prognostizierte, dass der herausragende 2018er Riesling der Durchschnittsriesling 2050 ist. Da Riesling jedoch eher für kühlere Breiten gezüchtet wurde, dürften seine Tage in Deutschland langfristig gezählt sein. Dafür sind hierzulande unter Umständen mehr mediterrane Reben zu finden – was allerdings bei Winzern und vor allem bei Verbrauchern einiges Umdenken erfordern dürfte. Spannend ist die Frage, welche Weinbaugebiete sich im Norden entwickeln. England macht schon jetzt mit Schaumweinen von sich reden. Wein aus Skandinavien ist in Zukunft wohl kein Experiment mehr.

Auf dem Trockenen

So gut Sonne und Wärme vielen deutschen Weinen auch tun, sie sind nur eine Seite der Medaille. Trockenheit ist die andere. Der 2018er Riesling hatte den Vorteil, dass die Wasservorräte im Boden relativ gut gefüllt waren. 2022 ist die Situation deutlich schlechter. Trockenstress dürfte eine der großen Herausforderungen für Winzer sein. Gerade in Steillagen ist eine künstliche Bewässerung schwierig, dabei sind diese besonders von Verdunstung betroffen. Die Hochschule Geisenheim hat einige Empfehlungen, um dem Klimawandel zu begegnen. Die vielleicht wichtigste ist ein neues „Blatt-Frucht-Verhältnis“: So raten die Forscher, anders als in Bordeaux, mehr Blätter wegzuschneiden, um den Reifeprozess zu verzögern. Eine weiterer Tipp sind trockenresistentere Unterlagsreben. Die Begrünung konkurriert mit den Reben um Wasser, daher sollte sie zurückgeschnitten werden – aber auch nicht zu sehr, da es bei Starkregen gerade in Hanglagen sonst zu Erosionen kommt. Hier gilt es noch zu forschen, welche Begrünung den Kohlenstoffeintrag maximiert und den Wasseraustrag minimiert.

Die lange Trockenheit in diesem Sommer war eine Herausforderung für viele Winzer.
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In Steillagen hat sich eine höhere Pflanzdichte bewährt, da die Reben so ein tieferes Wurzelsystem ausbilden. Das dauert jedoch 10 bis 15 Jahre. Überhaupt ist Weinbau ein Marathon. Zeitnah auf fortschreitende klimatische Änderungen zu reagieren ist nur bedingt möglich. Völlig unberechenbar sind Ereignisse wie Hagelschauer, die zum Beispiel im Frühsommer zahlreiche Reben im Bordelais zerstörten, oder Starkregen, wie bei der Flutkatastrophe an der Ahr. Das Grundproblem ist und bleibt der Klimawandel selbst. Neue Techniken und andere Rebsorten behandeln nur die Symptome, nicht jedoch die Ursachen. In Bordeaux sind Weinbauer und -händler daher bemüht, ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu verringern. Generell müssen Winzer und Verbraucher über das eigene Weinglas hinausblicken, denn die Klimakrise ist ein Problem, das nur die globale Gemeinschaft lösen kann. 

 

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