Die DGL GmbH & Co. KG (kurz DGL - Deutsche Getränke Logistik) ist ein im Jahr 2019 gegründetes Joint Venture der Radeberger Gruppe KG und der Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co. KG.

Unter dem gemeinsamen Dach bündelt die DGL-Unternehmensgruppe ihre Kräfte und schafft damit ganzheitliche 360-Grad-Lösungskonzepte rund um die Voll- und Leergutlogistik mit regionalen Schwerpunkten in Berlin/Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Schleswig-Holstein.

Als zukunftsorientierter, leistungsfähiger und produktneutraler Streckenlogistiker bietet die DGL ihren Kunden und Partnern eine umfassende Produkt- und Dienstleistungspalette und ist damit die ideale Plattform für eine moderne Logistik.

Ausgangspunkt aller Leistungen der DGL sind die stark in den Regionen verwurzelten Gesellschaften. Zu ihren Geschäftsfeldern gehören der Handel, die Gastronomie, der Getränkefachgroßhandel sowie Speditions- und Logistikdienstleistungen.

Ein Unternehmen der DGL Gruppe

11. August 2022

„Das Reinheitsgebot ist kein Einheitsgebot“

Biersommelière und Bloggerin Mareike Hasenbeck im Interview

Früher hat ihr Bier nicht besonders gut geschmeckt, heute ist Mareike Hasenbeck eine absolute Kennerin der Craftbier-Szene. Sie ist Biersommelière, Sachverständige der Sensorik für Bier und Certified Member of the Masters of Beer. Mit ihrem Blog FeinerHopfen ist sie stets den neusten Trends der Bierbranche auf der Spur und berichtet über neue Kreationen der Craftbrauereien. Jedes Jahr verkostet Mareike Hasenbeck mehr als 500 Biere aus aller Welt. Im Interview spricht sie über aktuelle Trends, das Potenzial der Craftbier-Szene und wie man Bier richtig verkostet.

Ihr Herz schlägt für Craftbier: Mareike Hasenbeck verkostet jedes Jahr
hunderte Biere und rezensiert sie auf ihrem Blog.
Foto: © FeinerHopfen

Aktuell zeigen sich in der Bierbranche Trends zum Hellen und zu naturtrüben Bieren. Doch das sind eher Wiederentdeckungen statt Neuerfindungen. Wie innovativ ist die Bierbranche wirklich?
Viele Konsumenten verlangen immer mehr nach neuen Spezialitäten und sind ständig auf der Suche nach etwas Besonderem. So setzen einige Brauer verstärkt auf interessante Neuinterpretationen traditioneller Bierstile. Sie probieren andere Malzkombinationen, verwenden spezielle Aromahopfen – gern auch mal aus dem Ausland – und vergären nicht nur mit den Standardhefen. Die meisten schaffen es dennoch, den Grundcharakter des Bieres beizubehalten, selbst wenn sie ein Helles auch mal mit ungewöhnlichen Hopfensorten ansetzen. Aber wenn kreative Brauer ans Werk gehen, kann schon mal ein gänzlich neuer Bierstil dabei rauskommen.

Hopfen, Malz, Hefe und Wasser: Das Reinheitsgebot steht für viele Konsumenten für Qualität made in Germany. Aber steht es nicht auch neuen, innovativen Bieren im Weg, weil die geschmackliche Bandbreite mit nur vier Zutaten irgendwann endlich ist?
Ja klar, das Reinheitsgebot steht vielen Kreativbrauern, die gern Biere mit Kräutern, Gewürzen oder Früchten brauen möchten, definitiv im Weg. Aber: Das Reinheitsgebot ist kein Einheitsgebot. Es gibt hunderte Malzsorten, mehr als 360 Hopfensorten und auch die Hefe entwickelt sich immer mehr zum Aroma-Star. Da sind die Möglichkeiten, neue Geschmacksmuster zu kreieren, noch längst nicht ausgeschöpft.

Welche Trends sehen Sie für dieses Jahr und die nächsten Jahre in der Branche?
Zu den allgemeinen Megatrends gehören Fitness-Boom, Regionalität und bewusste Ernährung. Lässt man mal die Craft-Nerds beiseite, so liegen aktuell vor allem alkoholfreie Biere im Trend. Das sind aber nicht nur Helles, Weißbier oder Pils, sondern auch bleifreie India Pale Ales (IPAs), Stouts und Witbiere. Die Vielfalt in diesem Sektor wächst gerade gewaltig. Retro und Bodenständigkeit sind auch wieder schick, deswegen folgt danach das Bayerische Helle, dessen Beliebtheit inzwischen auch über den Weißwurst-Äquator hinauswächst. Hinzu kommen hopfig-saftige New England IPAs, verschiedene Sauerbiere wie etwa Berliner Weiße und die West Coast IPAs, die als Musterbierstil der Craftbier-Bewegung gelten, erleben eine Renaissance.

Wo werden Bierliebhaber fündig, wenn sie auf der Suche nach wirklich neuen Geschmäckern sind? Welche Tipps würden Sie geben, wenn man tiefer in die Welt der Biere eintauchen möchte?
Neue Geschmäcker kann man eigentlich überall finden, wenn man sich durch die Sorten diverser Bierbars durchprobiert, sich einfach mal verschiedene Sorten in den Online-Biershops besorgt oder sich im Urlaub an die lokalen Sude rantraut. Allerdings sind viele Biere mit neuen Aromaspielen häufig noch sehr erklärungsbedürftig. Ein traditioneller Biertrinker wird von einem New England IPA vermutlich erst mal schockiert sein. Wer also gern in die Welt neuer Hopfen- und Malzsäfte eintauchen möchte, der sollte am besten mal bei einem Tasting von Biersommeliers oder Brauern mitmachen. So bekommt man einen ganz neuen Eindruck vom Thema Bier, geht anders an die Sude heran und ist im besten Fall danach total begeistert.

Sie sind Biersommelière, haben schon Biere aus aller Welt verkostet und betreiben Ihren Blog feinerhopfen.com seit vielen Jahren. Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema Bier?
Tatsächlich kam ich durch einen Zufall zum Thema Bier. Zugegeben, ich habe vor zehn Jahren nur ganz selten mal ein Bier angerührt, weil es mir nicht wirklich geschmeckt hat. Erst als ich auf einer Veranstaltung mit amerikanischen Craft-Suden in Verbindung kam, war es um mich geschehen. Das schmeckte so anders als das, was ich bisher kannte. Noch sehr unerfahren was die Bierthematik anging, startete ich mein Blog und bildete mich nach und nach immer weiter.

Sie beschäftigen sich viel mit Craft-Bieren. Was macht die Craft-Bierszene für Sie so spannend?
Die Craftbier-Szene erweitert immer wieder die Vielfalt ihrer Aromen und sorgt für ungewöhnliche Geschmacksüberraschungen. Jedes neue Bier bietet eine neue Erfahrung, ganz egal ob positiv oder negativ. Ich schätze es sehr, dass die Brauer in der Szene zum Anfassen sind und leidenschaftlich über ihre Produkte und Ideen sprechen. Überdies verbirgt sich hinter den meisten Craft-Zauberern eine spannende Geschichte.

Im Vergleich zum Ursprung des Brauereihandwerks ist die Craft-Bierszene noch sehr jung. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Szene aus?
Nach dem Corona-Fiasko, das die junge Braubranche mit voller Wucht erwischte, trennt sich gerade ein wenig die Spreu vom Weizen. Einige Player haben aufgegeben, aber die nächsten Marken stehen schon vor der Gründung. Ich bin mir sicher, dass die Craftbier-Szene hierzulande langsam weiterwachsen, aber immer eine für Genussmenschen hochinteressante Nische bleiben wird.

Welche Faktoren sind für Sie bei der Verkostung eines Bieres entscheidend? Welche Eigenschaften muss ein „objektiv“ gutes Bier haben?
Bier sollte man mit allen Sinnen genießen und analysieren. Zuerst prüft man den Trunk auf seine Optik, also Farbe, Trübung, und den Schaum. Danach nimmt man den Duft auf und probiert den ersten Schluck. Den sollte man allerdings nicht gleich runterkippen, sondern im Mund retronasal verkosten. Was wohl die wenigsten wissen: Bier muss – anders als Wein – für eine korrekte Analyse immer runtergeschluckt werden, da der Nachgang auch ein entscheidendes Bewertungskriterium darstellt. Hier kann sich der Geschmack noch komplett verändern und die Bittere ist erst wirklich wahrnehmbar. Zudem sollte entsprechend dem Bierstil auch die Verkostungstemperatur stimmen.

Auf Ihrem Blog schreiben Sie, dass Sie im Jahr mehr als 500 Biere verkosten. Diese Biere stammen aus allen Ecken der Welt. Es gibt bekannte „Bier-Länder“ wie zum Beispiel Deutschland, Belgien oder Tschechien. Welches Land ist Ihr Geheimtipp für tollen Biergenuss?
Durch meinen Job als Journalistin, Biersommlière und Mitglied in vielen internationalen Bier-Jurys reise ich viel durch die ganze Welt. In jedem Land kann man spannende Biere aufstöbern. Vor allem in Ländern, in denen man es gar nicht erwartet, stößt man manchmal auf die größten Überraschungen. So konnte ich beispielsweise bei meinen Reisen durch Island, Brasilien, Slowenien oder Rumänien ganz besondere Highlights entdecken.

Haben Sie ein Lieblingsbier oder eine Biersorte, die Sie besonders gerne trinken?
Nein, ein Lieblingsbier habe ich nicht. Es mag wie eine abgedroschene Floskel klingen, aber das Leben ist einfach zu kurz, um ständig dasselbe Bier zu trinken. Die Bierbranche ist so vielfältig und es gibt immer neue Sorten zu entdecken. Zudem ist Bier situationsabhängig. Im Sommer genieße ich gern leichtere Biere mit schöner Frucht-Aromatik oder erfrischende Sauerbiere, zur Brotzeit darf es gern ein Helles, ein Weißbier oder ein Dunkles sein. In den kälteren Monaten greife ich gern auch mal zu stärkeren Varianten wie Imperial Stout, Bockbier oder Barley Wine. So wird mein Leben als Genussmensch niemals langweilig.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Eintauchen in die Welt der Craft-Biere auf www.feinerhopfen.com

TITELFOTO: © stock.adobe.com, master1305 | BILDLEGENDE: Große Vielfalt mit vier Zutaten: Trotz des Reinheitsgebots schaffen die Brauereien mit den verschiedenen Sorten der Rohstoffe diverse Biersorten und Aromen.