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Verbindung von allem und allen in Ahaus
Mit einer Einwohnerzahl von rund 40.000 ist Ahaus zwar zu klein, um im Smart City Index der deutschen Großstädte aufzutauchen. In Sachen Digitalisierung ist die Stadt im Westmünsterland dennoch ganz vorn dabei.
Digitalisierung zum Anfassen und Ausprobieren
Leerstände in den Innenstädten, Fachkräftemangel (nicht nur) in der Gastronomie, schwindende Besucherzahlen – gerade Deutschlands Kleinstädte stehen vor enormen Herausforderungen. Die „Digitalstadt Ahaus“ findet Lösungen. Grundlage ist die Zusammenarbeit der Stadt mit dem ortsansässigen Software-Unternehmen Tobit, einer 1986 gegründeten Digitalschmiede. Ahaus ist ihr Reallabor. In über die Stadt verteilten Showcases werden hier Ideen und neue Technologien vorgestellt und Digitalisierung erlebbar gemacht.
Fahrradverleih, Supermarkt, Club, Hotel -
in Ahaus gehört die Digitalisierung längst zum Alltag.
Foto: © Tobit.Software
Eine ID, alle Anwendungen
Der Schlüssel für das digitale Leben in Ahaus ist eine zentrale ID. Parken, Vereinsleben, Verwaltung, Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitangebote – einmal online angemeldet lassen sich mit dieser ID die unterschiedlichen Angebote der Stadt nutzen, ohne sich jedes Mal neu in eine Insellösung einfinden zu müssen. Eine Anmeldung, eine ID, eine App, und die Einwohner:innen sind digital in Ahaus unterwegs.
Die Intelligenz liegt im Smartphone
So können sie beispielsweise im digitalen Supermarkt 24/7 einkaufen, im Hotel ohne Rezeption ein- und auschecken, außerdem verschiedene gastronomische und weitere Angebote wie Fahrrad- oder Bootsverleih nutzen. Die Prozesse für die Services sind einfach und ähnlich: Via QR-Code erhalten die Kund:innen Zugang, über ihr Smartphone werden sie dann durch die weiteren Schritte geleitet.
QR-Codes in Hülle und Fülle
Jedes Smartphone ist heute ein Hightech-Computer. Warum das Potenzial nicht nutzen? Im Ahauser smartel öffnet das Handy nicht nur die Türen des Hotels und erledigt die Formalitäten wie Anmeldung und Zahlung, es steuert auch Licht, Fernseher und Heizung und sogar das Farbambiente des Zimmers.
Unterwegs im Reallabor
Auch im 24/7-Supermarkt und im „aufHaus“, dem ersten begehbaren Online-Shop, ist das Smartphone Türöffner, Einkaufsberater und Zahlungsmittel in einem. Das aufHaus in der Ahauser Innenstadt ist eine Kombination aus Ausstellung, Kaufhaus, Marktplatz und Treffpunkt, geöffnet an 365 Tagen im Jahr. Und es ist ein Sammelplatz: Die angebotenen Waren stammen von verschiedenen Anbietern, großen wie kleinen, aus der Stadt und der Region. Informationen zu den Produkten lassen sich ebenso wie die Preise per QR-Code abrufen, auch ein direkter Kauf ist möglich. Abseits der klassischen Öffnungszeiten soll das aufHaus zur Belebung der Innenstadt beitragen, indem es mit seinem besonderen Einkaufserlebnis die Vorteile von stationärem und Online-Handel vereint.
Self-Order, Self-Pay, auf Wunsch Self-Refill:
Im Pub "Unbrexit" erledigt der Gast alles schnell und unkompliziert
mit dem Smartphone, ohne dass die Geselligkeit auf der Strecke bleibt.
Foto: © Tobit.Software
Im Silicon Valley der deutschen Gastronomie
Nicht ohne mein Handy: Das gilt schon lange auch für Bar- und Restaurantbesuche (Lesetipp: Digitale Speisekarten ab S. 62). In den Ahauser Showcases übernimmt der Gast den kompletten Bestellprozess selbst. Ob Pub oder Sportsbar, Restaurant, Beach- oder Nightclub – die digitale Speisen- und Getränkekarte der gastronomischen Betriebe präsentiert sich als Online-Shop, der Gast sammelt seine Wünsche im „Warenkorb“, und bezahlt bei Absenden seiner Bestellung bargeldlos. Der Sitzplatz wird automatisch erkannt und übermittelt, die georderten Speisen und Getränke an den Tisch gebracht.
Getrennt zahlen, bitte? Die Rechnung teilen ist kein Problem – schließlich hat jeder schon für sich (und wenn er mag, auch für andere am Tisch) bestellt und bezahlt.
Self-Ordering und mehr
Jedes Lokal wartet zudem mit eigenen, digital gesteuerten Besonderheiten auf: Im britischen Pub „The Unbrexit“ beispielsweise können die Gäste über das Smartphone auch Spiele ausleihen und Musikwünsche an die Jukebox übermitteln. Die „Self-Refill“-Option bietet für verschiedene Biere die Möglichkeit, selbst Hand an den Zapfhahn zu legen – und Geld zu sparen.
So begegnet man in Ahaus dem Fachkräftemangel und den gestiegenen Ansprüchen der Gäste. Das Personal wird entlastet, Wartezeiten entfallen. Im Sinne der Vernetzung von allem und allen sind selbstverständlich auch Hintergrundprozesse wie Mitarbeiterverwaltung und Einkauf in den digitalen Prozess eingebunden.
Praxistest für das neue System:
Geschätzte 1.000 Besuchende des Ahauser Stadfestes 2024 nutzten die Möglichkeit
zur digitalen Bestellung via Smartphone.
Foto: © Tobit.Software
Eine Revolution an der Theke
Ende Mai 2024 kam das Selforder-Bestellsystem in einer neuen Version für den Thekenverkauf erstmals auch auf dem Ahauser Stadtfest zum Einsatz. Bierwagen, Cocktailstand und Foodtruck am Rathaus wurden mit QR-Codes ausgestattet. Die Betreiber mussten sich weder um Strom noch um WLAN oder irgendeine Art von Hardware kümmern. Auch hier lief der gesamte Bestellprozess über das Smartphone der Gäste, auf dem nach Bestellung und Bezahlung als Beleg ein Coupon zur Vorlage beim Stand erschien.
Getestet und eingeführt zunächst bei Kooperationspartnern wie der Stadt Ahaus, steht das neue System, das wie alle Anwendungen auf dem tobiteigenen Betriebssystem chayns fußt, seit Anfang Juni für die „Hands-free Gastronomie“ aller Betriebe und Vorhaben zur Verfügung.
Auf dem Weg zur Smartcity ganz weit vorn:
In Ahaus kommen in Handel, Gastronomie, Touristik und Verwaltung
miteinander vernetzte digitale Lösungen zum Einsatz.
Foto: © Tobit.Software
100 Prozent digital (?)
Ohne Bargeld aufs Stadtfest? Ein Hotel ohne (sichtbares) Personal? Alle Daten für alle Lebensbereiche jederzeit in einer App? Ahaus zeigt, wie digital das Leben sein kann – und dass es für eine Smart City weder auf die Größe noch allein auf die technische Machbarkeit ankommt. Entscheidend für den Erfolg ist vielmehr, dass die digitalen Angebote akzeptiert und genutzt werden. In Ahaus ist das der Fall: weil der Mehrwert stimmt.
AUF DIE SMARTE TOUR
Wer die womöglich digitalste Stadt Deutschlands live erleben will, kann Touren buchen. 500 Besuchern jährlich zeigt Dieter van Acken, Mitarbeiter von Tobit und Botschafter für Smart City-Anwendungen, die verschiedenen Showcases. Spezielle HoReCa-Touren legen ein besonderes Augenmerk auf die digitale Gastronomie.
Ahaus als Smart City besuchen: www.digitalstadt-ahaus.de
TITELFOTO: © Lukassek / stock.adobe.com| BILDLEGENDE: Historischer Kern, modern weitergedacht: Ahaus verbindet Tradition und Innovatin.