Champagner: Nordfrankreichs Geschmacksexplosion
Wer das neue Jahr auf besonders hochklassige Weise begrüßen will, der stößt mit Champagner an. Wohl kein anderes Getränk steht so sehr für Luxus wie der Schaumwein aus der Champagne. Dabei ist es dem Zufall zu verdanken, dass Champagner überhaupt prickelt. Sein explosiver Charakter war nur eine von diversen Herausforderungen, die Winzer bewältigen mussten, bevor Champagner seinen weltweiten Siegeszug antreten konnte.
Plopp! Wenn heute die Champagnerkorken knallen, gibt es in aller Regel etwas zu feiern. Der Druck, der auf einer Champagnerflasche steckt, war jedoch gerade für seine Produzenten lange Zeit alles andere als ein Grund zur Freude. Durch die verhältnismäßig kühlen Winter in der Champagne östlich von Paris stoppte die Gärung des ursprünglich stillen Weins im Winter, bevor sie im Frühjahr wieder anlief – mit dem Ergebnis, dass die Flaschen aufgrund des ganzen Kohlendioxids häufig explodierten. Aber selbst wenn die Flaschen intakt blieben, hatten die lokalen Winzer zunächst wenig zu feiern, denn der enthaltene Wein sprudelte. Für die Produzenten war dies ein Fehler, der sich allerdings bei den Engländern großer Beliebtheit erfreute. So stellten die Champagnerhäuser nach und nach auf Schaumwein um. Erst durch Louis Pasteur verstanden sie jedoch, was da eigentlich in der Flasche passiert, und es gelang ihnen, die Gärprozesse zu kontrollieren. Verbesserte Flaschen und Korken sowie Champagnerdeckel und Drahtkorb halfen dabei, Explosionen zu verhindern. Zunehmend fand auch die französische Aristokratie Gefallen am Champagner – der erste Schritt in Richtung Luxusgetränk.
Die Macht der Frauen
In einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft war natürlich auch die Champagnerproduktion in Männerhand. Zwei Frauen gelang es dennoch, sich einen Namen zu machen. Die eine war Barbe-Nicole Cliquot-Ponsardin, besser bekannt als Veuve („Witwe“) Cliquot. Sie entwickelte mit ihrem Kellermeister Anton von Müller das Rüttelpult und das Degorgieren. Mit diesen Methoden wird die sich im Laufe der Fermentation ablagernde Hefe sanft in den Flaschenhals transportiert, bevor sie schließlich abgeschlämmt wird. Der Veuve Cliquot gelang es zudem, Champagner am russischen Hof zu etablieren. Eine andere Witwe, Louise Pommery, brachte den ersten Champagner mit reduziertem Zuckeranteil auf den Markt. Heute sind die meisten Champagner brut.
Krisen über Krisen
Mit der Zähmung des Schaumweins waren die Herausforderungen nicht überstanden, im Gegenteil. Die Reblaus vernichtete mehrere Sorten, sodass heute fast nur noch Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay für die Herstellung verwendet werden. Als die großen Champagnerhäuser nach schlechten Ernten 1909 und 1910 Trauben aus anderen Regionen einkauften, kam es zu Aufständen unter den Winzern. Weitere Ausschreitungen folgten, als die Aube zunächst nicht als Region für den Anbau von Champagner zugelassen wurde. Seit 1927 ist Champagner eine geschützte Bezeichnung. Das Anbaugebiet erstreckt sich von Reims bis Mussy-sur-Seine.
Die größte Herausforderung steht dem Champagner allerdings wohl noch bevor. Durch den Klimawandel sind die Anbaugebiete inzwischen zu warm und zu trocken. Noch können die Winzer durch Anpassungen bei Lagerung oder Gärung Qualitätseinbußen entgegen wirken, doch ob in 50 Jahren Champagner wirklich noch aus der Champagne stammt, ist fraglich.
Die Maison Belle Epoque ist der Stammsitz des Hauses Perrier-Jouët
Foto: © Perrier-Jouët
AUSFLUGSTIPP: MAISON BELLE EPOQUE
Seit 1811 steht Perrier-Jouët für feinsten Champagner. Fast so berühmt wie das Getränk selbst ist die Maison Belle Epoque, das Herrenhaus des Gründerehepaars in Épernay. Auf der Terrasse oder in der Champagner-Bar können Besucher das traumhafte Ambiente der Maison bei exquisiten Speisen und natürlich dem einen oder anderen Glas Perrier-Jouët genießen. Die passenden Souvenirs gibt es in der benachbarten Boutique – zum Beispiel personalisierte Champagnerflaschen.
www.perriet-jouet.com
TITELFOTO: © Paul Lepreux | BILDLEGENDE: Rundum exklusiv: Champagner ist das Luxusgetränk schlechthin.